Ich bin ja bekanntlich kein Freund der “sozialen Firmennetzwerke” wie Facebook, Google+ oder Twitter. Das hat weniger mit der “AOLisierung” zu tun, also dem Effekt, dass man Informationen immer häufiger allein aus dem Netzwerk bezieht und sich der Blickwinkel schwer einschränkt, auch nicht mit der Art der Netzwerke an sich. Gut, die Inhalte sind so ne Sache, aber ich muss ja weder jedes Katzenposting “liken” noch Menschen in die “Freundesliste” aufnehmen bzw. folgen, deren Geschreibsel hauptsächlich aus Catcontent oder ähnlichem Murks besteht. Nein, mein Problem ist vor allem bei Facebook das Geschäftsmodell, das dahinter steht. Nun habe ich ja schon häufiger über Alternativen berichtet, über Diaspora, Friendica, RED (das “neue Friendica”), natürlich Jabber oder zuletzt Quitter. 
All diesen Alternativen ist der Idealismus der Entwickler gemein, diese Möglichkeit der Vernetzung bzw. Kommunikation eben nicht als Gelddruckmaschine anzusehen, und der Wunsch, dass die Sicherheit der eigenen Daten höchste Priorität hat. So weit, so lobenswert. Und im Prinzip funktionieren diese “Netzwerke” ja auch, es finden sich genug Nerds an, die fröhlich ausprobieren, weiterentwickeln und diese “Netzwerke” auch nutzen. Aber genau das ist das Problem: Es finden sich einige Nerds an, und Otto Normaluser – und seine Frau, Ottilie Normaluserin – bekommen von all dem nix mit. Oder, weitaus wahrscheinlicher, es interessiert sie nicht. Schließlich gibt es ja die bekannten Großen, die funktionieren, die von jedem DAU einfach zu bedienen sind – und, ach ja, die Datensicherheit… Ich hab ja nix zu verbergen, ne? Und soooo schlimm, wie das immer gemacht wird… und die EnEsÄi weiß ja eh alles…
Aber selbst wenn Otto und Ottilie mit dem Gedanken spielen, sich die Alternativen zu den großen Konzerndatenschleudern anzuschauen,
dürften sie bald frustriert sein. Die Vernetzung untereinander funktioniert selten bis hakelig, der von den Entwicklern gewünschte Betrieb auf eigenen Servern scheitert in der Regel bereits am Nichtvorhandensein desselben, spätestens aber am Fachchinesisch bei den Installationsanleitungen. Und so lange der “Freundeskreis” (oder Follower, oder wie die Verbandelten sonst noch heißen) nicht mit auf das gleiche alternative Netzwerk umzieht ist das ganze sowieso sehr schnell wieder ad acta gelegt.
Nachdem ich mich lange Zeit aktiv auf diesen “Netzwerken” bewegt habe nutze ich sie mittlerweile eigentlich nur noch zur Informationssammlung. 
Dass ich dazu bis zu vier Seiten aufrufen muss – zwar lassen sich, je nach Medium, einzelne Streams auch in anderen Netzwerken anzeigen, spätestens aber bei der Kommentierung hapert es – macht die Sache nicht besser sondern bestenfalls arbeitsamer – und eben auch frustrierender. Nun will ich nicht sagen, die Idee dieser Netzwerk-Alternativen sei gescheitert. Aber zumindest zur Zeit ist das ganze lediglich eine Spielwiese für Nerds und für den Mainstream absolut unbrauchbar. Was auch an eben jenem Mainstream liegt, aber mein Goth, das Problem mit dem Mainstream ist ja eher ein generelles… 
Noch habe ich die Hoffnung auf eine Alternative, die auch ohne Tutorials von DAUs genutzt werden kann nicht ganz aufgegeben. Dass sie aber, selbst wenn es sie eines Tages gibt, auch von ihnen genutzt wird, glaube ich nicht. Schade eigentlich.
Passender Artikel aus dem Feedreader bei orbis claudiae: Gemütlichkeit
(1)Och nö
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